Zur „Krise der Inflationskultur“

23.8.2013

„Wenn eine liberale Währungsreform mithin das frühzeitige Ende des europäischen Zentralstaates herbeiführen würde, so wäre allein dies schon ein guter Grund, sie zeitig zu beginnen.“

Jörg Guido Hülsmann, Krise der Inflationskultur, S. 294.

von Thorsten Polleit.

Thorsten Polleit

Die internationale Finanz- und Wirtschaftskrise ist auch eine Krise der Wirtschaftswissenschaften. Weder hat sie die Probleme kommen sehen, vor allem aber ist sie auch nicht in der Lage, eine überzeugende Theorie zur Krisenursache vorzulegen. Das jetzt erschienene Buch „Krise der Inflationskultur“ von Jörg Guido Hülsmann, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Angers, Frankreich, einem der international angesehensten Vertreter der Österreichischen Schule der Nationalökonomie, schafft Abhilfe. Hülsmann zeigt in einer für den Leser verständlichen Sprache und in gut nachvollziehbaren Denkschritten die ökonomischen und auch kulturellen Schäden auf, die die Verstaatlichung des Geldwesens mit sich bringt. Als Kernursache für die immer wiederkehrenden Krisen stellt Hülsmann das staatliche Zwangsgeldmonopol heraus, in dem Geld per Kreditvergabe „aus dem Nichts“ geschaffen wird.

Im ersten Teil des Buches räumt er gründlich mit der irrtümlichen Lehre auf, Geldmengenausweitung könne Sparen ersetzen. Doch Sparen, von vielen Ökonomen heute bestenfalls als Tugend aus alten Tagen belächelt, ist die Grundlage für wirtschaftlichen Fortschritt. Volkswirtschaften, die meinen, das unablässige Ausweiten der Geldmenge könne Wohlstand bringen, werden jedoch Schiffbruch erleiden, zeigt der Autor. Im zweiten Teil des Buches legt Hülsmann die ökonomischen und ethischen Konsequenzen der Inflation dar. Inflation bedeutet nicht nur Verlust der Kaufkraft des Geldes, sondern vor allem auch Umverteilung: Einige wenige bereichern sich ungerechtfertigt auf Kosten vieler. Das inflationäre Geld nährt zudem einen immer weiter anschwellen Finanz- und Bankenapparat, der neben dem Staat der wohl größte Inflationsgewinner ist. Auch sorgt der verstärkte Verschuldungsanreiz in einem staatlichen Kreditgeldsystem in nicht marktkonformer Weise zu wachsenden Einkommens- und Vermögensunterschieden. Und nicht zuletzt zeigen Hülsmans Ausführungen, dass das staatliche Zwangsgeld Moral und Lebenskultur in der Gesellschaft zerrüttet: Es führt zu Kurzatmigkeit, Unersättlichkeit und auch zum Niedergang des allgemeinen Schönheits- und Geschmacksideals. Hülsmann belässt es jedoch nicht bei der Analyse der Missstände.

Im dritten Teil des Buches skizziert er einen Ausweg aus der Abwärtsspirale, die das inflationäre Geld in Gang setzt: Das staatliche Zwangsgeldmonopols soll beendet und ein freier Währungswettbewerb zugelassen werden. Dafür formuliert und rationalisiert Hülsmann fünf Grundsätze für eine liberale Währungsreform. Hülsmanns Schrift ist eine überaus lohnende Lektüre. Sie richtet sich nicht nur an eine breite Leserschicht. Auch und gerade professionelle Wirtschaftswissenschaftler, Politikberater und Geldpolitiker können hier Erkenntnisse gewinnen, die ihnen die herrschende Lehre nicht bieten kann.

Jörg Guido Hülsmannm (2013), Krise der Inflationskultur, Geld, Finanzen und Staat in Zeiten der kollektiven Korruption, FBV, Edition Lichtschlag.

Dieser Beitrag ist in ähnlicher Form am 5. August 2013 in der F.A.Z. veröffentlicht worden.

Lesen Sie auch das Interview zum Buch: “Grundsätzlich ist es unmöglich, aus unserer Lage schmerzfrei herauszukommen.”

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Thorsten Polleit, 45, ist seit April 2012 Chefvolkswirt der Degussa Goldhandel GmbH. Zuvor war er 12 Jahre als Ökonom im internationalen Investment-Banking in London, Amsterdam und Frankfurt tätig. Seit 2003 ist Thorsten Polleit Honorarprofessor an der Frankfurt School of Finance, Frankfurt, Interessen- und Forschungsschwerpunkt Kapitalmarkttheorie, Geldpolitik und –theorie und insbesondere auf die „Österreichische Schule der Nationalökonomie“. Er ist zudem Adjunct Scholar am Ludwig von Mises Institute, Auburn, US Alabama, und Mitglied im Forschungsnetzwerk „Research On money In The Economy“ (ROME). Seit Oktober 2012 ist Thorsten Polleit Präsident des Ludwig von Mises Institut Deutschland. Er ist Gründungsmitglied und Partner von „Polleit & Riechert Investment Management LLP“. Die private Website von Thorsten Polleit ist: www.thorsten-polleit.com. Hier Thorsten Polleit auf Twitter folgen.

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