Privatisiert die Geldproduktion

1.3.2013 – von Thorsten Polleit.

Thorsten Polleit

Ob US-Dollar, Euro, japanischer Yen, chinesischer Renminbi: Alle diese Währungen sind staatliches Monopolgeld.

Staatlich monopolisiertes Geld ist unvereinbar mit den Prinzipen des freien Marktes, es ist ein Fremd- und Störfaktor im System freier Märkte.

Und so ist es nicht überraschend, dass das Staatsgeld notwendigerweise Übelstände hervorbringt, wie zum Beispiel Finanz- und Wirtschaftskrisen.

Diese Krisen werden in der Öffentlichkeit aber nicht dem Staatsgeld angelastet, sondern als Auswuchs des Systems der freien, ungezügelten Märkte interpretiert.

Das ist zwar eine völlig falsche Krisendiagnose, stößt jedoch vielfach auf offene Ohren, ist Wasser auf die Mühlen der Gegner der Marktwirtschaft.

Sie liefert die (Schein-)Legitimation, um noch mehr staatliche Eingriffe in das Marktsystem (in Form von Handelsverboten, Regulierungen etc.) einzufordern.

Solche Staatseingriffe gehen aber nicht nur an der Kernursache des Problems vorbei. Sie sorgen auch dafür, dass die Gesellschaften sich immer tiefer im Gestrüpp des Interventionismus verfangen.[1]

Der Staatsinterventionismus bedeutet Eingriffe in das freie Marktgeschehen, um aus politischer Sicht „wünschenswerte“ Ergebnisse zu erzielen. Er zwingt die Menschen, sich in einer Weise zu verhalten, wie sie sich aus wohlverstandenem Eigeninteresse nicht verhalten wollen und können.

Die Betroffenen versuchen daher, den Staatszwängen auszuweichen, sie zu umgehen, so gut es eben geht. Deshalb kann der Staatsinterventionismus seine angestrebten Ziele entweder nicht oder nur gänzlich unzureichend erreichen.

Dass die angestrebten Ziele nicht erreicht werden, beflügelt die Befürworter des Staatsinterventionismus jedoch noch stärker in ihrer Marktfeindschaft: Sie empfehlen (immer mehr) „weitreichendere“ und „bessere“ Staatseingriffe, um ihre Ziele zu erreichen.

Der Interventionismus untergräbt so zusehends bürgerliche und unternehmerische Freiheiten. Er führt, wenn er konsequent beschritten wird, in eine Staats- und Befehlswirtschaft, die Unfreiheit und wirtschaftlichen Rückgang oder gar Niedergang bringt.[2]

Die internationale Kreditkrise, die seit etwa Herbst 2007 die globale Finanz- und Wirtschaftsentwicklung erschüttert, ist das Ergebnis des Staatsinterventionismus, vor allem in Form des Staatsgeldes.

Dies offenbaren die theoretischen Erkenntnisse der Österreichischen Schule der Nationalökonomie. Sie helfen auch, eine konstruktive Handlungsempfehlung zu formulieren: Wenn die Marktwirtschaft erhalten werden soll, muss die staatliche Hoheit über die Geldproduktion beendet, muss die Geldproduktion privatisiert werden.

Zur Vorgeschichte: Geld entsteht im freien Markt

Die Erklärung dieser Schlussfolgerung muss mit einigen Anmerkungen zur Entstehung des Geldes beginnen: einer theoretischen Fragestellung, der heute kaum mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird, die aber von weitreichender Bedeutung ist.

Carl Menger (1840 – 1921) argumentierte in seinem bahnbrechenden Werk Grundzüge der Volkswirthschaftslehre (1871), dass Geld spontan aus dem freien Marktprozess entstanden ist, und zwar als Sachgeld (in Form von zum Beispiel Edelmetallen).

Menger schrieb: „Das Geld ist keine staatliche Erfindung, nicht das Product eines legislativen Actes und die Sanction desselben Seitens der staatlichen Autorität ist demnach dem Begriffe des Geldes überhaupt fremd. Auch die Existenz bestimmter Waaren als Geld hat sich naturgemäss aus den ökonomischen Verhältnissen herausgebildet, ohne dass die staatliche Einflussnahme hiebei erforderlich gewesen wäre.“[3]

Ludwig von Mises (1881 – 1973) stützte im Jahr 1912 mit seinem Regressionstheorem Mengers Theorie der Geldentstehung: Geld muss, so zeigte Mises‘ (praxeologisches) Regressionstheorem, spontan aus Markttransaktionen entstanden sein; und es muss dabei aus einem Sachgut, das zunächst nur aufgrund seiner nicht-monetären Verwendung wertgeschätzt wurde, entstanden sein; andernfalls ließe sich der Tauschwert des Geldes gar nicht bestimmen.

Geld, so zeigte Mises, kann also nicht durch ein staatliches Dekret, also „von oben“, entstehen. In Mises Worten: „Die Auffassung des Geldes als eines Geschöpfes der Rechtsordnung und des Staates ist (…) unhaltbar. Keine Erscheinung des Marktes rechtfertigt sie.“[4]

Mengers und Mises‘ Erkenntnis steht der heute noch immer verbreiteten Auffassung entgegen, dass der Staat die Hoheit über das Geld innehaben muss, dass Geld ohne den Staat nicht funktionieren würde, nicht denkbar wäre.

Eine fehlerhafte Deutung, wie Mises logisch bewies, die sich aber durchsetzte, was wohl vor allem auf den deutschen Ökonom Karl Friedrich Knapp (1842 – 1926) und sein Buch „Staatliche Theorie des Geldes“ (1905) zurückzuführen ist.

Mises‘ Regressionstheorem erklärt zudem, warum ungedecktes, entmaterialisiertes (Papier-)Geld nicht natürlich, also durch freie Markttransaktionen entstehen kann – und auch noch nie so entstanden ist, sondern stets durch einen staatlichen Gewaltakt.

So schreibt Jörg Guido Hülsmann in seinem Buch Die Ethik der Geldproduktion: „Papiergeld ist niemals durch freiwillige Kooperation zustande gekommen. In allen bekannten Fällen wurde es durch Zwang und Nötigung eingeführt, manchmal unter Androhung der Todesstrafe.“[5]

Das heutige Geld: ungedecktes Kredit-Fiat-Geld

Die großen Währungen dieser Welt – ob nun US-Dollar, Euro, japanischer Yen oder Britisches Pfund – sind von „besonderer Art“: Sie sind allesamt ungedecktes Kredit-Fiat-Geld.

Es ist Kreditgeld, weil es durch Bankkredite geschaffen wird: Wenn eine Bank einen Kredit vergibt, erhöht sich die Geldmenge (und wenn der Bankkredit zurückgezahlt wird, schrumpft die Geldmenge).

Das Adjektiv ungedeckt kennzeichnet, dass den Bankkrediten, durch die neues Geld geschaffen wird, keine „echte Ersparnis“ gegenübersteht. Es handelt sich vielmehr um eine Geldschöpfung „aus dem Nichts“.[6]

Der Begriff „fiat“ ist abgeleitet vom Lateinischen: Er bedeutet: „es geschehe“. Fiat-Geld ist staatlich (zwangs-)deklariertes, erzwungenes Geld: Geld, das vom Staat durch Willkür-Zahlkraftgesetze zum „Legal Tender“ gemacht wurde.

Staatliche Zentralbanken haben das Monopol zur Produktion des ungedeckten Kredit-Fiat-Geldes inne. Private Geschäftsbanken produzieren ebenfalls ungedecktes Kredit-Fiat-Geld, und zwar weil sie über eine staatliche Lizenz zum sprichwörtlichen „Gelddrucken“ verfügen.

Blickt man also heute auf die nationalen Geldsysteme, so zeigt sich, dass das heutige Geld kein freies Marktgeld, sondern dass es Staatsgeld ist. Widerspricht aber das nicht der Theorie von Menger und Mises?

Die Antwort lautet: Nein! Denn die staatliche Hoheit des Geldes ist nicht etwa durch freiwillige Markttransaktionen zustande gekommen. Sie wurde vielmehr durch einen staatlichen Enteignungsakt „geboren“.

Es war ein langer Prozess, durch den der Staat die volle Hoheit über die Geldproduktion erlangt hat. Der 15. August 1971 markiert den Beginn des weltweiten ungedeckten Kredit-Fiat-Geldstandards.

An diesem Tag verkündete US-Präsident Richard Nixon das Ende der Goldeinlösbarkeit des US-Dollar. Zur Erinnerung: Im „System von Bretton Woods“ war der US-Dollar (zumindest noch für Zahlungen zwischen den Staaten) eintauschbar in physisches Gold.

Alle anderen wichtigen Währungen waren mit einem festen Wechselkurs an den US-Dollar gebunden und frei eintauschbar in den Greenback. Folglich waren sie alle auch (indirekt) im Gold verankert.

Mit der einseitigen Aufkündigung der Goldeinlösbarkeit des US-Dollar wurde folglich auch allen anderen Währungen die Golddeckung genommen. Das Ergebnis war ein weltweites ungedecktes Kredit-Fiat-Geldregime.

Ökonomische und ethische Defizite des Fiat-Geldes

Das ungedeckte Kredit-Fiat-Geld hat schwerwiegende ökonomische und ethische Defizite. Einige von ihnen sollen kurz angesprochen werden.

(1) Fiat-Geld ist (besonders) inflationär. Grundsätzlich ist jede Vermehrung der Geldmenge – ob nun die Fiat- oder Sachgeldmenge – mit einem Verlust des Tauschwertes der Geldeinheit verbunden.

Entweder zeigt sich das „sichtbar“ in Form von steigenden Güterpreisen, durch die die Kaufkraft des Geldes ganz offenkundig geschmälert wird.

Oder die Folge der Geldmengenausweitung ist nur schwer erkennbar, gewissermaßen „unsichtbar“: Die Güterpreise bleiben höher im Vergleich zu einer Situation, in der die Geldmenge nicht erhöht worden wäre.

Ein Fiat-Geldregime ist besonders inflationär, weil die Geldmenge stärker ausgeweitet wird als zum Beispiel in einem Sachgeldsystem – und das ist ja auch der Grund, warum Fiat- und nicht Sachgeld verwendet wird.

(2) Fiat-Geld bereichert einige wenige auf Kosten vieler. Diejenigen, die das neu geschaffene Geld als erste erhalten (also die Kreditnehmer und die Kreditproduzenten), sind die Begünstigten: Sie können mit dem neuen Geld noch zu unveränderten Preisen kaufen.

Nachfolgend wird das neue Geld von Hand zu Hand gereicht, und die Güterpreise steigen. Diejenigen, die das neu geschaffene Geld später erhalten, sind die Geschädigten; diejenigen, die gar nichts von der neuen Geldmenge abbekommen, sind die großen Verlierer. Diese Umverteilungswirkung der Geldmengenausweitung wird auch als „Cantillon-Effekt“ bezeichnet.

(3) Fiat-Geld löst Finanz- und Wirtschaftskrisen aus. Das wohl augenscheinlichste Problem des Fiat-Geldes ist, dass es zu „Boom-und-Bust“ führt – dies ist eine zentrale Erkenntnis der monetären Konjunkturtheorie der Österreichischen Schule der Nationalökonomie.

Diese Theorie kann aber hier nicht detailliert besprochen werden, sondern nur so viel sei angemerkt: Die Ausgabe von neuem Geld, geschaffen durch Bankkreditvergabe, setzt einen künstlichen Aufschwung in Gang (das ist der „Boom“).

Dieser „Boom“ ist nur nicht nur von begrenzter Dauer und mündet notwendigerweise in einen Abschwung (das ist der „Bust“). Wie aber wird daraus ein Boom-und-Bust-Zyklus, also eine wiederkehrende Abfolge von Boom und Bust?

Mises erkannte die polit-ökonomische Dimension des Problems: Alle mögen den Boom, aber kaum jemand mag den Bust, keine Regierung, die Unternehmensverbände nicht, die Gewerkschaften nicht und auch die Arbeitgeber und Arbeitnehmer nicht.

Wenn sich ein Bust am Horizont zeigt, werden Rufe nach „Gegenmaßnahmen“ laut. Die Zentralbank wird aufgefordert den Zins zu senken, um so den Bust in einen neuen Boom umzulenken. Das Spiel wiederholt sich: Es kommt zum Boom-und-Bust-Zyklus.

Doch dabei bauen sich jedoch immer größere Ungleichgewichte auf. Die Politik des „kicking the can down the road“ kommt irgendwann an seine ökonomische Grenze. Ludwig von Mises formuliert diese Erkenntnisse wie folgt:

„Doch endlos hätte man den Aufschwung der Konjunktur durch Festhalten an der Kreditausweitung nicht verlängern können. Früher oder später muss es zum Zusammenbruch des durch die Kreditausweitung ausgelösten Aufschwungs kommen, und der Anpassungsprozess, den man Niedergang der Konjunktur nennt, wird umso schmerzlicher sein und umso mehr Zeit beanspruchen, je länger die Kreditausweitung fortgesetzt worden war und je grösser der Umfang der durch sie bewirkten Kapitalfehlleitung gewesen ist.“[7]

(4) Fiat-Geld führt zu einem Anwachsen der Verschuldung. Die Verschuldung, die sich im Zuge von einer Ausweitung der Geldmengen durch Bankkreditvergabe aufbaut, steigt stärker als die Einkommen zunehmen.

Dies zeigt sich unübersehbar in vielen Volkswirtschaften in einem Anwachsen der Verschuldung von Staaten, Banken und auch Privaten relativ zu ihrem Einkommen. Die besonders „auffälligen“ Schuldner sind dabei üblicherweise Staaten und Banken, die in besonderem Maße vom Fiat-Geldregime profitieren.

(5) Fiat-Geld erzeugt fahrlässiges Handeln. In der Finanzwirtschaft etwa verleitet das Fiat-Geldregime zu überzogen risikoreichen Anlageentscheidungen: Investoren können damit rechnen, dass die Zentralbank Krisen „bekämpfen“ wird und so die Verluste der Investoren begrenzt – und sie Dritten auferlegt, etwa in Form von Geldwertverschlechterung.

Auch erzeugt das Fiat-Geldregime Anreize für Konsumenten, auf Pump zu leben. „Kluge“ Schuldner erkennen schließlich, dass das Fiat-Geld im Zeitablauf seinen Wert verliert, und dass ihnen die künstlich gedrückten Marktzinsen zum Vorteil gereichen – auf Kosten der Kreditgeber beziehungsweise Sparer.

Und weil das Fiat-Geld chronisch an Kaufkraft verliert, wird natürlich auch das Sparen entmutigt, beziehungsweise Sparer sehen sich gedrängt, verstärkt in renditebringende und damit risikoreiche Finanzmarktinstrumente zu investieren.

Wenn Sparer aber fortwährend ihre Lebensersparnisse in Fiat-Geld denominierte Finanzprodukte anlegen, werden sie immer stärker abhängig von der Fortführung des Fiat-Geldregimes – und von der fortgesetzten Bekämpfung des „Bust“ durch die Zentralbank.

Die Abhängigkeit wird so groß, dass die Mehrheit der Bevölkerung, vor die Wahl gestellt, Zahlungsausfälle von Staats- und Bankschuldnern hinzunehmen, oder einem Ausweiten der Geldmenge zuzustimmen, im Ausweiten der Geldmenge – also einer Inflationspolitik – die Politik des geringsten Übels erblickt.

Die Privatisierung der Geldproduktion

Friedrich August von Hayek wusste um die schädlichen Folgen des Fiat-Geldes. In seinem Buch Denationalisation of Money aus dem Jahr 1976 schrieb er: „The past instability of the market economy is the consequence of the exclusion of the most important regulator of the market mechanism, money, from itself being regulated by the market process.”[8]

Hayek sprach sich für einen Währungswettbewerb aus. Er forderte, die Privilegien für das Staatsgeld abzuschaffen und ein gänzlich freies Angebot von und eine freie Nachfrage nach Geld zuzulassen. Das beste Geld, so Hayek, werde sich durchsetzen.

Würde das aber nicht zu Währungschaos führen, so werden Sie fragen, wenn jeder die Freiheit hat, eigenes Geld auszugeben? Die Antwort ist: Nein! Denn die Geldnachfrager werden darüber befinden, was sich als Geld – also als allgemein akzeptiertes Tauschmittel – etabliert.

Eine Privatisierung der Geldproduktion kann auf den Weg gebracht werden, indem die herrschende Rechtsgrundlage so verändert wird, dass freies Marktgeld in freie Konkurrenz zu bestehenden Fiat-Geld treten kann.

Dazu bedarf es vor allem der Abschaffung der Zahlkraftgesetze, die bislang das staatliche Geld privilegieren – etwa dass der Euro alleiniges gesetzliches Zahlungsmittel ist. Auch Löhne müssen in freiem Marktgeld geleistet werden können.

Der Währungswettbewerb hat nun folgende Vorteile. Erstens: Er diszipliniert den Missbrauch mit der Notenpresse. Die Nachfrage nach Staatsgeld würde abnehmen, wenn es sich als schlechter erweisen sollte als das freie Marktgeld. Die staatliche Zentralbank ist folglich angehalten, zu einer besseren Politik umzuschwenken, wenn sie ihre eigene Währung marktfähig halten will.

Zweitens: Die Ursache von monetär verursachten Finanz- und Wirtschaftskrisen, die unweigerlich aus der Ausgabe von Fiat-Geld erwachsen, wird beseitigt.

Drittens: Dem unaufhaltsamen Vordringen des Staates zu Lasten der privaten Aktivität, der vorschreitenden Kollektivierung des Gemeinwesens, für die das Fiat-Geldregime sorgt, wird Einhalt geboten.

Hayek wies jedoch auf die Gefahr hin, dass bei einem Übergang in den Währungswettbewerb das ungedeckte Fiat-Geld, wenn es mit freiem Marktgeld (wie zum Beispiel Gold- und Silbergeld) konkurrieren muss, einen Totalverlust erleiden könnte.[9]

Aus diesem Grund mag man darüber nachdenken, einen solchen Währungswettbewerb mit einer (vorangehenden) Golddeckung des Fiat-Geldes – so wie es Mises und Murray N. Rothbard (1926 – 1995) vorgeschlagen haben – zu verbinden.[10]

Vereinfachend sehen diese beiden Vorschläge in einem ersten Schritt vor, die Fiat-Geldmenge in einem festen Umtauschverhältnis an die Goldbestände anzubinden, die noch in den Kellern der Zentralbank lagert.

Das Fiat-Geld erhält so einen Anker, der nicht nur einer beliebigen, nicht marktkonformen Vermehrung der Geldmenge (durch Kreditvergabe) entgegensteht, sondern auch verhindert, dass sein Tauschwert auf null absinkt.

In einem zweiten Schritt können Geldanbieter ihre Geldarten frei anbieten, und Geldnachfrager können Güter beziehungsweise Geldarten frei wählen, die sie als Geld verwenden möchten.

Den Geldverwendern wäre freigestellt, zum Beispiel Fiat-Geld zu verwenden (zum Beispiel für tägliche Einkäufe) oder aber zum Beispiel Edelmetallgeld (zum Beispiel für Sparzwecke).

Ist das Fiat-Geld erst einmal durch Gold gedeckt, könnten die Zentralbanken geschlossen, abgeschafft werden. Und damit würde auch der willkürliche (Haupt-)Einfluss des Staates (zugunsten der von ihm begünstigten Gruppen) auf das Geld enden.

Die „Lösung“ ist ökonomisch einfach

Die Wurzel der aktuelle Finanz- und Wirtschaftskrise ist im staatlichen Geldproduktionsmonopol – im ungedeckten Kredit-Fiat-Geldregime – zu finden.

Die Vorschläge, die von Mainstream Ökonomen propagiert werden – wie Nullzinspolitik, die Politik des negativen Realzinses, Konjunkturstützungsprogramme, mehr Regulierung etc. – gehen nicht nur an der Kernursache der Krise vorbei.

Sie verleihen auch Politiken Vorschub, durch die das marktwirtschaftliche Gefüge immer weiter deformiert wird; die letztlich, wenn sie konsequent weiterverfolgt werden, die freie Gesellschaftsordnung ernstlich gefährden.

Will man diesen Entwicklungen wirksam entgegenstehen, für die das ungedeckte Kredit-Fiat-Geld unweigerlich sorgt, so muss das staatliche Monopol der Geldproduktion beendet werden.

Es gibt keine überzeugenden ökonomischen und ethischen Argumente, die das heutige staatliche Fiat-Geldregime legitimieren könnten. Das Gegenteil ist vielmehr der Fall.

Gutes Geld, also Geld, das mit den Prinzipien einer freiheitlichen Marktordnung vereinbar ist, wird durch einen Währungswettbewerb geschaffen.

Dass heutzutage ein Währungswettbewerb (noch) nicht als die vorzuziehende Ordnung des Geldwesens gesehen wird, mag viele Gründe haben. Vor allem scheint die Vertrautheit mit dem Konzept des Währungswettbewerbs wenig ausgeprägt zu sein.

Das liegt wohl insbesondere daran, dass führende Wirtschaftswissenschaftler (nach wie vor) stark eingenommen sind von der Idee der staatlichen Währungshoheit – und nur wenige bereit sind, diese Grundposition ernsthaft zu hinterfragen, geschweige denn die Privatisierung der Geldproduktion einzufordern.

Doch angesichts der wirtschaftlichen, politischen und sozialen Probleme, die es nach Jahrzehnten des Fiat-Geldregimes zu bewältigen gilt, ist eine Beschäftigung mit dem Konzept des Währungswettbewerbs – also der Privatisierung der Geldproduktion – dringender denn je.

 

Dieser Beitrag wurde in ähnlicher Form am 18. Januar 2013 auf der „Weltwährungskonferenz“ an der Universität Leipzig gehalten.


[1] „Der Interventionismus will das Sondereigentum an den Produktionsmitteln beibehalten, dabei jedoch das Handeln der Eigentümer der Produktionsmittel durch obrigkeitliche Gebote, vor allem aber durch obrigkeitliche Verbote, regulieren. Wenn diese obrigkeitliche Leitung des Handelns der Eigentümer der Produktionsmittel und der mit Zustimmung der Eigentümer über sie verfügenden Unternehmer so weit geht, daß alle wesentlichen Verfügungen auf Grund obrigkeitlicher Weisung vorgenommen werden, so daß nicht mehr das Gewinnstreben der Grundeigentümer, Kapitalisten und Unternehmer, sondern die Staatsräson darüber entscheidet, was und wie produziert wird, dann haben wir Sozialismus vor uns, mag auch der Name des Sondereigentums erhalten bleiben.“ Mises, L. v. (1976 [1929]), Kritik des Interventionismus, S. 1.

[2] Wie Mises zeigte, führt der Interventionismus, wenn er nicht beendet wird, (irgendwann) in den Sozialismus-Totalitarismus. So folgerte er, dass eine „Middle-of-the-Road“-Politik (wie es der Interventionismus (anfänglich) ist, keine dauerhafte Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung ist. Siehe hierzu Mises, L. v. (1950), Middle-of-the-Road Policy Leads to Socialism.

[3] Menger, C. (1871), Grundzüge der Volkswirthschaftslehre, S. 259 – 260; im Original tatsächlich „hiebei“.

[4] Mises, L. v. (1912), Theorie des Geldes und der Umlaufsmittel, S. 57. Und weiter: „Man verkennt die Grundprinzipien der gesellschaftlichen Organisation unserer Zeit, wenn man dem Staate die Macht zuschreibt, dem Tauschverkehre Gesetze zu diktieren.“

[5] Hülsmann, J. G. (2007), Die Ethik der Geldproduktion, S. 200.

[6] Dieser Sachverhalt wird liegt übrigens auch dem Begriff Teilreservesystem zugrunde: Banken halten nur einen (Bruch-)Teil ihrer Sichtverbindlichkeiten in Form von Zentralbankgeld.

[7] Mises, L. v. (1940), Nationalökonomie, Theorie des Handelns und Wirtschaftens, S. 524.

[8] Hayek., F. A. v. (2007 [1976]), Denationalisation of Money, S. 102.

[9] Siehe hierzu Hayek (2007 [1976]), Denationalisation of Money, S. 121 – 122, insbesondere S. 121: „[T]he chief task would be to guard against a rapid displacement and consequent accelerating depreciation of the currency issued by the existing central bank.“

[10] Zu den Vorschlägen siehe Mises, L. v. (1953), Theory of Money and Credit, Teil V, insbesondere S. 448 – 457, sowie Rothbard, M. N. (2008 [1983]), The Mystery of Banking, Kapital XVII, insbesondere S. 261 – 268.

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Thorsten Polleit, 45, ist seit April 2012 Chefvolkswirt der Degussa Goldhandel GmbH. Zuvor war er 12 Jahre als Ökonom im internationalen Investment-Banking in London, Amsterdam und Frankfurt tätig. Seit 2003 ist Thorsten Polleit Honorarprofessor an der Frankfurt School of Finance, Frankfurt, Interessen- und Forschungsschwerpunkt Kapitalmarkttheorie, Geldpolitik und –theorie und insbesondere auf die „Österreichische Schule der Nationalökonomie“. Er ist zudem Adjunct Scholar am Ludwig von Mises Institute, Auburn, US Alabama, und Mitglied im Forschungsnetzwerk „Research On money In The Economy“ (ROME). Seit Oktober 2012 ist Thorsten Polleit Präsident des Ludwig von Mises Institut Deutschland. Er ist Gründungsmitglied und Partner von „Polleit & Riechert Investment Management LLP“. Die private Website von Thorsten Polleit ist: www.thorsten-polleit.com.

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