Ludwig von Mises’ viertes Hauptwerk „Theorie und Geschichte“ erstmals in deutscher Sprache erschienen!

20.3.2015 – von Helmut Krebs.

Helmut Krebs

Im Jahr 1957 legte Ludwig von Mises (1881 – 1973) mit seinem Alterswerk ein philosophisches Essay vor, das zu den wichtigsten Grundlagenwerken des klassischen Liberalismus gezählt werden muss. Es erschien knapp zehn Jahre nach seinem Opus magnum, der englischen Ausgabe der Nationalökonomie (Human Action), in der er die methodologische Einführung stark verändert und neu abfasste, weil die Bezüge zu europäischen Denkern wie Max Weber, Windelband oder Bergson nicht allbekannt sein konnten, auf die er sich aber häufig bezog. Wir können annehmen, dass es sein Anliegen war, die ideengeschichtlichen Hintergründe seiner Erkenntnistheorie gründlich auszuleuchten und nachzuliefern, was in Human Action wegfallen musste, bzw. weiter auszuführen, was dort an erkenntnistheoretischen Gedanken neu formuliert wurde. So entstand eine tiefgründige philosophische Abhandlung zu der Frage, was wir wissen können.

Im Zentrum steht naheliegenderweise die methodologische Abgrenzung der Ökonomie von den empirischen Naturwissenschaften. Kann eine Theorie, die sich nicht auf Experimente stützen kann, weil das menschliche Handeln keine vergleichbaren Konstanten aufweist wie Naturphänomene, sicheres Wissen beisteuern? Das ist übrigens alles andere als eine trockene abstrakte Frage. Daran hängt für die Ökonomie alles. Sind die Lehren der Ökonomen nur Meinungen und kann daher die Politik sich über die Gesetze der Ökonomie ungestraft hinwegsetzen? Mises verteidigt die Wissenschaftlichkeit nicht nur gegen die Lehren der Sozialisten, die die Ökonomen als Ideologen der Bourgeoisie schmähten, sondern auch gegen die Angriffe der Positivsten, die nur empirische Forschung gelten lassen wollten.

Das zweite große Thema des Essays ist die Erkenntnistheorie der Geschichtsschreibung. Mises zeigt auf, dass bis zu einem bestimmten Punkt Geschichtsschreibung sich an objektive Fakten halten muss und kann. Und dieser Punkt ist die Beurteilung der komplexen Faktoren, die den Willen der handelnden Menschen beeinflussen. Es ist die Aufgabe des Handelnden, das Gewicht, die Erheblichkeit der Bedingungen einzuschätzen, um dann – mit Ungewissheit belastet – die Mittel zu ergreifen, die den größten Erfolg versprechen. Analog dazu ist es die Aufgabe des Historikers, diese Bedingungen in ihrem Gewicht und ihrer Erheblichkeit im Hinblick auf ihren Einfluss auf die geschichtlichen Geschehnisse einzuschätzen und sein Verständnis auszudrücken. Geschichte ist eine verstehende Wissenschaft, Ökonomie eine streng logische, begreifende. In der ausführlichen Darlegung dieser hier nur gedrängt wiederzugebenden Aufgabenstellung begleiten wir Mises auf einer Tour d‘horizon durch die wichtigsten geistigen Strömungen des 19. und 20. Jahrhunderts.

Wer „Theorie und Geschichte“ als eine leicht fassliche und dennoch tiefgründige Einführung in die neuzeitliche Philosophie liest, begeht keinen Missbrauch an dem Werk. Es ist in allgemein verständlicher Sprache geschrieben, von einem Gelehrten, der auch im hohen Alter nichts von seinem Kampfgeist und seiner gedanklichen Schärfe verloren hat. Die Übertragung in die deutsche Sprache wurde von Helmut Krebs geschrieben. Die Ausgabe des Werkes, das vom Ludwig von Mises Institut Deutschland besorgt wurde, enthält außer dem ursprünglichen Vorwort Murray N. Rothbards eine umfangreiche Hinführung zur Philosophie Ludwig von Mises aus der Feder von Rolf W. Puster, der sich als Philosoph an der Universität Hamburg mit Mises’ Lehre vom menschlichen Handeln (Praxeologie) befasst.

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Ludwig von Mises
»Theorie und Geschichte. Eine Interpretation sozialer und wirtschaftlicher Entwicklung«
Herausgeber: Ludwig von Mises Institut Deutschland
H. Akston Verlags GmbH
ISBN 978-3-9816008-3-4
Preis 49 €

Das Buch ist im Online-Shop des H. Akston Verlages erhältlich.

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Helmut Krebs (Jahrgang 1950) ist Philosoph und Pädagoge. Nach seinem Studium an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe und einer Lehrerausbildung war er als ausgebildeter Schriftsetzer über zehn Jahre in Handwerks- und Industriebetrieben tätig. Dem Studium der Pädagogik, Psychologie und Philosophie an der Universität Heidelberg folgte eine Tätigkeit als Lehrer an Grund- und Hauptschulen von 1990 bis 2013. Sein Ruhestand bietet ihm Freiräume für ein autodidaktisches Studium der Philosophie und die Übersetzung der englischsprachigen Werke von Ludwig von Mises. Hinzu kommt ein Engagement in sozialen Medien im Sinne des klassischen Liberalismus, u.a. als Gründer der Plattform „Liberale Debatte“ in Facebook. Helmut Krebs ist verheiratet, hat drei Kinder und vier Enkelkinder.

 

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